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Vom wahren Wert der Waren Die Deutschen, ihr Sprit und der Hang zum Billigen
Treten wir mal aufs Bremspedal: Sind wir (Autofahrer) arm? Ein großer Teil der Deutschen ist es nicht. Der Blick auf die Straßen genügt: Spritschluckende PS-Monster und Blechlawinen an Feier- und Sonntagen sprechen nicht für den sparsamen Umgang mit dem knappen Rohstoff. Reichlich und nicht selten abstrus dagegn sind die Forderungen, die den Preisanstieg begleiten. Die Republik scheint von einer kollektiven Hysterie erfasst, führende Politiker eingeschlossen.
Das bundesweite Lamento macht deutlich: Nicht wenige Deutsche scheinen das Gefühl vom wahren Wert der Waren verloren zu haben. "Billig, billig" heißt die Maxime - beim T-Shirt, beim Kaffee, bei Eiern und nicht zuletzt beim Sprit. Dass der Spottpreis für billigere Klamotten mit schlecht bezahlter Arbeit im Ausland erkauft wird, Kaffeebauern vom Gewinn der Großkonzerne nur einen sehr geringen Anteil sehen und durch Billig-Eier die qualvolle Hühnerhaltung gefördert wird - all das wird vergessen beim Griff ins prall gefülle Regal. Beim Kraftstoff ist es nicht viel anders. Fiskalpolitisch und ökologisch gesehen ist der Preis - so schmerzhaft es ist - nicht zu hoch, vielmehr dürfte langsam ein Niveau erreichen, das für seinen wirklichen Wert steht. Und der entspricht nicht nur dem, was an Produktionskosten und Gewinnmargen drinsteckt, denn eingerechntet werden müssten auch die Folgekosten für Mensch und Umwelt, für Waldschäden und Klimaveränderungen. Mobilität hat ihren Preis, der angesichts des knapper werdenden Rohstoffs auf lange Sicht noch weiter steigen dürfte. Und wer einen spritgierigen Allrad-Jeep über Asphaltpisten jagt, sollte eben auch kräftig dafür zahlen. Entkommen kann diesem teueren Vergnügen langfristig nur, wer auf Sparsamkeit setzt. Genau in diese Richtung zielt auch die zurzeit so sehr in die Kritik geratene Ökosteuer. FDP und Union haben sie oder ähnliche Vorhaben schon seit Jahren in ihren Programmen stehen. Das Spitzenpolitiker wie jetzt Ministerpräsident Stoiber eine Aussetzung der Steuer verlangen, ist scheinheilig und populistisch - Stimmenfang pur. Schon aus logischen Gründen. Wer jetzt schreit "Steuer runter!", weil die Spritpreise anziehen, müsste konsequenterweise auch bei jeder Senkung eine Steueranhebung verlangen. Eine solche chaotische "Von-Fall-zu-Fall-Fiskalpolitik" kann niemand ernsthaft wollen. Auch das Klagelied, der Staat betreibe Abzockerei, zeigt höchstens als Stammtisch-Kracher. Natürlich kassiert der Staat ab - das tut er mit jeder Steuer. Das hat vor Eichel auch ein Herr Waigel getan - ebenfalls mit der Mineralölseuer, ohne dass es damales zu einer Senkung der Rentenbeiträge gekommen wäre. Die Ökosteuer zielt in die richtige Richtung, auch wenn sie ihre logische Brüche hat, denn eigentlich sollten mit den Einnahmen der öffentliche Nahverkehr oder alternative Energieträger gefördert werden. Und schließlich: Wesentlich für den Preisanstieg ist nicht die Ökosteuer. Der durchschnittliche Autofahrer in Deutschland wird durch die höheren Benzinpreise im Vergleich zu Anfang 1999 mit rund 50 Mark monatlich mehr belastet. Davon entfallen gut 16 Mark auf die höhere Mineralöl- und Mehrwertsteuer. Der Rest ist auf die gestiegenen Rohölpreise sowie den starken Dollar zurückzuführen. Und beides dürfte irgendwann auch wieder fallen. Deshalb sollte zunächst gelten: Gas weg beim Autofahren und Drehzahl runter beim Lamentieren und Schreien Andre Breitenbach
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